"GESPERRT" - wie gesperrt ? Das kann es doch nicht geben! Jetzt sind wir extra am A*** von Südtirol gefahren und jetzt ist dieser Wanderweg gesperrt?"
Etwas gesäuert stand ich vor dem Wanderschild "Ultner Höfe-Weg" welches die Sperrung des Wanderweges wegen Waldbruchs auswies.
Na prima - was machen wir denn jetzt? Zum Glück gibt es bei den Bergfreaks immer einen Plan "B".
Als wir in St. Gertraud im Ultental angekommen waren, war mir klar, daß sich hier Fuchs und Hase "gute Nacht" sagen. Ich liebe ja die Einsamkeit und Ruhe in den Bergen, jedoch dieser Ort in diesem wundervollen Tal war schon wirklich sehr ruhig gelegen.
Bei uns in Bayern würde man sagen "mia san am Oarsch der Welt".
Eigentlich wollten wir an diesem Tag die Ultener Höfe Weg erwandern welcher mit unzähligen Fotomotiven lockte, jedoch als wir Richtung der ersten Höfe spazierten blitze uns ein Wegweiser entgegen "Wanderweg gesperrt"! (Stand Juni 2019).
Meine Laune "stieg" ins uferlose, denn wir entschlossen uns diesen Weg wegen der Sperrung nicht zu bewandern.
Und was nun? Ich stand hier am Arsch von Südtirol und die Zeit rannte davon. Wieder den Weg zurückfahren - dann ist es Mittag und der ganze Vormittag verbummelt - nein, es muß hier doch noch irgendwas geben und in der Tat, uns lockte der Weißbrunner Stausee welcher ca. 20 Minuten von St. Gertraud entfernt liegt und eine abenteuerliche Anfahrt auf gut 1.890 m für uns bereit hielt.
Am Stausee angekommen war ich überrascht, was ich hier zu sehen bekam. So ein einsames und ruhiges Tal und das mitten in Südtirol. Ich war schnell fasziniert und total begeistert. Fast schon war ich dankbar, das unser geplante Wanderung "ins Wasser" fielt.
Der Bergfreaks Tipp:
Seen Rundwanderung
Normalerweise geht man vom Weißenbrunnersee vorbei am Berggasthaus Knödlmoidl auf dem Weg Nr. 12/140 Richtung Grünsee zur Höchsterhütte auf 2.560 m. über einen Rundweg (Weg Nr. 12, dann Nr. 107) weiter zur Fiecht Alm und wieder zurück zum Ausgangspunkt Weißbrunnersee.
Gehzeit 5 Std., 12,7 km und 750 hm.
Im Sommer angenehme Temperaturen da doch etwas höhergelegen - im Herbst allerdings aufgrund des Lärchenbeständes zeigt sich die komplette Seenrunde in goldener Pracht !
Da es bereits gegen Mittag war, konnten wir die große Seenrunde leider nicht mehr gehen, denn zeitlich wäre uns dies nicht mehr ausgegangen. Allerdings machten wir uns auf den Weg um den See zur Fiecht Alm, welche bewirtschaftet und mit leckeren Kuchen lockte. Dieser wollten wir einen Besuch abstatten und testen, ob die Kuchen wirklich so lecker waren wie ihnen der Ruf voraus eilte.
Als Mr. Bergfreak sein traditionelles Bad im See nahm, hörte ich aus der Ferne ein näherkommendes "gebimmel". Kurz überlegt, für Kuhglocken war es zu hell - es mußten Ziegen oder Schafe sein. Ich liebe Ziegen und was hatte ich für eine Freude, als ich die drei weißen Zicklein gemütlich grasen in der Wiese stehen sah.
Schnell leinten wir Mr. Bergfreak an und als wir gemütlich unseren Weg weiterliefen, wurde das bimmeln lauter und schneller. Und aufeinmal stand ich vor einer Herde Bergziegen welche den Weg für sich beanspruchten und fast möchte ich sagen "lächelnd" auf mich zu trabten.
Mei was hatte ich für Freude. Für mich war das ein tolles Erlebnis und ich strahlte mit den Zicklein um die Wetter. Meine beiden Jungs machten einen riesen Bogen um diese Herde und ich stand, vor lauter "hallo liebe Ziege" mitten drin (ich möchte jetzt nicht den 2-beinigen Herrn der Bergfreaks zitieren, nein - das wäre jetzt wirklich garstig *lach*!).
So was Schönes. Sie schlabberten mich ab, liefen mir hinterher, beobachteten neugierig was ich so machte und ihre kleinen feinen Glöckchen brachten einen mega Sound, den "Ziegen-Glocken-Blues" in die wunderschöne Bergwelt. Ich fühlte mich wie Heidi mit dem Geisen-Peter, nur das mein Peter zum tun hatte, Mr. Bergfreak den Alpenjäger, welcher außer Rand und Band war, an der Leine zu halten.
Nach dem ich mich schweren Herzens von "meiner" Ziegenherde verabschiedete, führte uns der Weg moderat steigend weiter Richtung Fiecht Alm. Nach gut 10 Minuten kamen wir an eine Abzweigung wo ein kleiner Pfad ebenfalls zur Fiecht Alm mit
30 Minuten Gehzeit ausgewiesen war. Der breitere Weg zeigte uns 50 Minuten an und wir entschlossen uns, diesen auch weiter zu gehen.
Es war Juni und als wir über die ersten Almwiesen gingen, merkte man schnell, daß hier noch nicht allzulange der Schnee geschmolzen war. Krokusse blühten hier in voller Pracht und die Gipfel leuchteten immer noch schneebedeckt mit Ihren weißen Mützen.
Mr. Bergfreaks schmollte immer noch wegen der verbotenen Ziegenjagd.
Die Krokusblühte im Juni
Weit und breit war hier kein Mensch zu sehen. Was für eine Idylle. Wir genossen unseren Weg, setzten uns in die Almwiesen und ließen Mr. Bergfreaks in den kleinen Bächlein seine Pfoten erfrischen und nach ein paar Kurven war auch schon die wunderschön gelegene Fiecht Alm in Sicht.
Die Fiecht Alm liegt traumhaft unterhalb des Fischersee
Wie schön diese Alm doch in diesem Ultental liegt. Wir freuten uns bei diesem Anblick auf unseren Einkehrschwung und waren von der Gemütlichkeit welche auf der Terrasse rund um die Hütte herrschte total begeistert.
Das Essen ist auf der Fiecht Alm sehr zu emfehlen. Hier steht man auf jeden Fall nicht hungrig auf und die Südtiroler Küche (wie könnte es anders sein) ist auch hier am Ende vom Ultental oberlecker und "g'schmackig".
Lauwarmer Apfelstrudel - was für ein Genuß
Nach ausgiebiger Stärkung machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Weißbrunner Stausee.
Trotz Startschwierigkeiten war es für uns ein richtig toller Tag im Ultental mit einer Genußwanderung zur Fiecht Alm wenn auch der Ultner Höfe Weg ganz bestimmt noch einen Besuch von uns bekommt. Ein Grund mehr, dieses wundervolle Tal nochmal zu besuchen.
Die Wanderung zur Fiecht Alm ist eine gemütliche Runde von gut 2 Std. Gehzeit.
Der Bergfreaks - Tipp
Im Herbst allerdings (und bei genügend Zeit) kann ich mir vorstellen, daß die komplette Seenrunde eine richtig tolle und einsame Bergtour in Südtirol ist. Aufgrund des Lärchenbestandes ist dies bestimmt ein Highlight in den goldigen Herbstfarben.
Auf den Rückweg machten wir noch einen kleinen Zwischenstop in St. Pankraz.
Eines der wohl kuriosesten Bauwerke von Südtirol ist hier zu Hause nämlich das "Häuserl am Stein". Wie durch ein Wunder wurde dieses schmucke Häuschen beim Hochwasser 1882 verschont. Alles andere im Ort fiel dem Hochwasser zum Opfer.
Dieser Beitrag basiert auf einen PRIVATEN Aufenthalt im Juni 2019
Tags: Südtirol, Italien, Ultental, Wandern mit Hund in Südtirol, Wandern im Ultental, Weißbrunnsee