Staunend saß ich auf der Sonnenterrasse des Haas Hofes und genoß mein Knödl-Duo bestehend aus Kas- und Brennesselknödel. Mmmhhhhm was für ein Genuß, sei es für den Gaumen oder für die Augen denn die Aussicht war schon beeindruckend und entschädigte auf den heißen Aufstieg über den Höhenweg von Schenna nach Videgg.
Für Juni und den hochsommerlichen Temperaturen um die 32° lag noch erstaunlich viel Schnee in den Südtiroler Bergen - von den Dolomiten ganz abgesehen und somit war ich froh eine sehr schöne Wegalternative zum überlaufenen Meraner Höhenweg gefunden zu haben...
Wir verbrachten ein paar Tage in unserer Lieblingswohlfühlpension "Hahnenkamm" in Schenna wo wir bereits im Oktober 2018 ein paar Tage zu Gast waren.
Schon damals war die Versuchung groß mit der benachbarten Taser Seilbahn (von der Pension keine 5 Minuten zu Fuß entfernt) hochzufahren und sich dort mal umzusehen.
Es war ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch. Bereits am Morgen nach dem Frühstück zeigte das Thermometer 22° und es versprach ein heißer Tag zu werden.
Somit entschlossen wir uns, Mr. Bergfreak in seinem Maulkorb zu packen und mit ihm die gut 800 hm zum Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung mit der Taser Seilbahn zu überbrücken.
Leise schwebten wir der Taser Alm entgegen und ich war heil froh, als ich oben aus diesem Schaukelkasten zusammen mit
25 Passagiere und einer Hundedame, welche genauso begeistert wegen des Maulkorbs guckte wie Mr. Bergfreak, aussteigen konnte.
In Südtirol herrscht in Bus und Bahn generelle Maulkorbpflicht für den Hund und zwar für jeden Hund !
Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte und so langsam meine gewohnte Gesichtsfarbe zurückkehrte traute ich meinen Augen nicht. Der Blick von hier oben war einfach sagenhaft schön. Schenna & Meran lagen mir zu Füßen und das Einzige was hier die Ruhe störte waren die singenden Vögel die am Morgen den Tag pfeiffend begrüßten.
Wir folgten den Wegweiser Richtung Videgg auf dem Weg Nr. 40 welcher sofort weg von der Taser Alm quer über die Wiese führte und ich war hin und weg von den Kleinigkeiten welche ich bereits die ersten Meter auf meinen Weg fand.
Schon nach ein paar Metern gelangten wir an diesem wundervollen Aussichtspavillon. Wäre es nach mir gegangen, hätten wir hier gleich rasten können, jedoch die beiden Bergfreaks-Jungs trieben mich weiter in den schattenspendenden Wald hinein.
Auf breitem Forstweg ging unser Weg stetig jedoch ohne große Steigung nach oben. Ich war froh, daß ab und an ein Wasser vom Berg geplätschert kam, denn es waren wirklich sommerliche Temperaturen und eigentlich hätte man an solchen Tagen einen Badesee oder die kühlen Waalwege aufsuchen sollen.
Immer den Weg Nr. 40 folgend stapften wir weiter und ich war wirklich froh, als unser breiter Forstweg in einen schmalen Waldwurzelweg überging, denn dieser überzeugte mich bereits nach ein paar Metern mit einem faszinierenden Einblick in ein Tal was mir bis zu diesem Zeitpunkt total fremd war.
In der Ferne hörten wir das Rauschen eines Wasserfalls. Die Botanik veränderte sich schlagartig.
Farne säumten aufeinmal unseren Weg und auch die ersten Alpenrosen zeichneten lila Farbdupfer in die traumhafte Landschaft. Der Weg wurde gradläufiger und schlängelte sich am Berg entlang. Gut gesichert bekamen wir tolle Einblicke in die Täler und auf die umliegende Berglandschaft.
Nach gut 20 Minuten erreichten wir diesen rauschenden Wasserfall. Tosend rauschte er ins Tal und lud uns zu einer kleinen Rast am Ufer ein. Als Mr. Bergfreak seine Pfoten zu Genüge in diesem kalten Gebirgsbach gekühlt hatte liefen wir unseren Weg weiter ohne genau zu wissen, wo wir eigentlich rauskamen und wo für diesen Tag unser Endziel sei.
Nach weiteren 20 Minuten kamen wir wieder auf einen breiten Forstweg welcher sich raffiniert in ein Tal schlängelte welches mich wieder mal zum "Hans-Guck-in-die-Luft" verwandelte. Mächtige Berge standen hier, leider kann ich nicht genau sagen wie sie alle heißen (vielleicht kann mir jemand beim lesen des Blogs weiterhelfen) jedoch es war wie im Paradies.
Menschenleer, kuhfrei und nur rauschende Wasserfälle, Farne und meine geliebte Bergwelt. Lautlos liefen wir neben einander her. Jeder war von dieser einzigartigen Stimmung fasziniert und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Nach den gegangenen Kilometern, der Wärme und den schweren Beinen krachte uns allen drei der Magen und irgendwo her zog ein Duft welcher nicht nur Mr. Bergfeaks Nase dem Himmel entgegenschnuppern lies, sondern auch wir wurden magisch davon angezogen.
Als wir an einen Wegweiser zum "Haas Hof" kamen, reichte ein Blick und wir gingen zielstrebig dem Wegweiser hinterher und waren mehr als überrascht, als wir nach 5 Minuten in einer urigen Almhütte einen schattigen Platz im "Hüttengarten" fanden.
Kaum hatten wir Platz genommen schon kam auch schon eine freundliche Bedienung (sie sah uns zu 100 % an, daß wir alle einen riesigen Durst hatten) und brachte als erstes einen großen Napf mit frischen Wasser für Mr. Bergfreak.
Als wir unsere Bestellung bei ihr aufgaben fragte ich nach, ob es wohl ein paar Würstel für Mr. Bergfreak gäbe. Leider wurde dies verneint jedoch zu unserer großen Überraschung meinte sie "woart's moi oh, i luargat moi..." (wartet mal ab, ich schau mal in die Küche) und nach ein paar Minuten kam sie mit einer Schlüssel voll -aufgepaßt!!!- kalten Tafelspitz an unserem Tisch. Lächelnd blickte sie Mr. Bergfreak an und meinte "mei - so a liabs Hunderl, schau moi fiar di" (so ein lieber Hund - guck mal für Dich).
Und so schlabberten wir alle drei diese ausgezeichnete und ober g'schmackige regionale Alpenküche welche im Haas Hof auf die Teller kommt und für Mr. Bergfreak in den Napf.
Eier mit Speck und Bratkartoffeln
Kas- und Brennesselknödl
Kaiserschmarrn mit Preiselbeeren
Es ist nicht übertrieben wenn ich sage, daß dies die leckersten Knödl waren welche ich bis jetzt auf einer Almhütte bekommen habe. Auch der Kaiserschmarrn war nur zu empfehlen - lecker, knusprig und süß. Schon alleine wegen der leckeren Knödel und der zuvorkommenden Hüttenwirte ist es wert, diesen Weg nochmal zu gehen.
Noch lange saßen wir auf dieser wundervollen Aussichtsterrasse und genossen diesen Ausblick ins Tal und auf die noch schneebedeckten umliegenden Berge.
Unser Rückweg führte uns auf gleichen Wege wieder zurück wie wir gekommen waren und ich muß sagen, der Weg war keine Sekunde langweilig. Ich vermißte die rauen Dolomitenberge in dieser sanften Berglandschaft kein bisschen und erfreute mich einfach in dieser Bergwelt wandern zu können.
Wieder an der Taser Seilbahn angekommen gondelten wir wieder gemütlich ins Tal. Kreidebleich stieg ich im Tal wieder aus der Bahn und stellte fest, daß ich für's Großraumgondelfahren einfach nicht geschaffen bin.
Es war eine lange jedoch sehr lohnenswerte Wanderung. Durch die zum Teil schattigen Wege und doch immer wieder Wasser am Weg war diese Tour auch bei sommerlichen Temperaturen angenehm zum wandern. Die Aussicht in den Meraner Talkessel ist schon einzigartig und im Gegensatz zum Meraner Höhenweg menschenleer.
Ein alternativ Weg führt von der Hirzer Bergbahn (entweder von der Mittelstation "Prenn" oder vom Gipfel "Klammeben" ebenfalls zum Haas Hof. Die Strecke ist +/- ein paar km identisch.
Gehzeit mit der Taser Seilbahn
Gehzeit hin und zurück : 4 Stunden, 600 hm und 18 km
Fahrpreis pro Erwachsener 10,70 €
Fahrpreis pro Hund 3,40 €
Gehzeit ohne Seilbahn
Gehzeit hin und zurück 8,5 Stunden, 1.500 hm und 24 km
Dieser Beitrag basiert auf einen privaten Aufenthalt im Haas Hof in Videgg.
Ich möchte an dieser Stelle nochmal die unbeschreibliche, zuvorkommende Gastfreundschaft der Wirtsleute unseren
Mr. Bergfreak gegenüber erwähnen. Den Tafelspitz durften wir nicht bezahlen, dieser ging auf's Haus !
Auch die anderen Hunde wurden zuvorkommend mit Wasser versorgt.
DANKE das es auch noch solche Wirtsleut' wie Euch gibt.
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